Medienmacher auf dem Weg in die digitale Zukunft

Spiegel-Gebäude
(Download durch Klick aufs Bild / Spiegel-Gebäude / Thomas Hampel)

Hamburgs Ruf als führender Medienstandort fußt vor allem auf renommierten Printtiteln und den großen Verlagshäusern. Doch in der Medienszene stehen die Weichen auf Fortschritt – ein Überblick über alte und neue Player an der Elbe.

Während die Digitalisierung des Medienmarktes viele Verleger und Journalisten verunsichert, gab es Ende 2014 in Hamburg ein besonderes Jubiläum zu feiern: „Spiegel Online“ hatte anlässlich seines 20-jährigen Bestehens eingeladen. Da tanzten im Verlagsgebäude des „Spiegel“ bis spät in die Nacht Chefredakteure neben Praktikanten, wo sonst rund um die Uhr Nachrichten erstellt werden. Als eines der ersten Medienhäuser der Welt hatte das Wochenmagazin „Der Spiegel“ bereits 1994 erste Schritte im Internet gemacht und „Spiegel Online“ gegründet. Der Pioniergeist hat sich gelohnt: „Spiegel Online“ ist mit Abstand die erfolgreichste Qualitäts-News-Website Deutschlands und mit über 11 Millionen Besuchern pro Monat Marktführer im digitalen Nachrichtengeschäft. Der Spiegel ist aber auch Plattform für eine Vielzahl an Kongressen auf denen die Zukunft des Journalismus diskutiert wird.

Mit über 3.000 Unternehmen im Presse- und Rundfunkbereich ist Hamburg einer der besten Orte in Europa, um die digitale Revolution des Medienmarktes zu beobachten. Fast drei Viertel der 25 auflagenstärksten Medien werden hier erstellt. Neben dem Spiegel, und dem Zeit-Verlag residiert auch Gruner + Jahr an der Elbe. Der 1948 von Henri Nannen in Hamburg gegründete Verlag ist heute weltweit mit rund 500 Print- und Onlinemedien aktiv. Die Hansestadt ist beliebter Produktionsstandort für Film- und Fernsehen und bietet einzigartige Kulissen mit dem niemals ruhenden Hafen und der pulsierenden Reeperbahn oder der historischen Speicherstadt direkt neben der innovativen HafenCity. Auch der Norddeutsche Rundfunk hat hier seinen Sitz und produziert Deutschlands erfolgreichste Nachrichtensendung die „Tagesschau“. Mit dem digitalen Ableger „tagesschau.de“ kommt ein weiteres digitales Nachrichtenflaggschiff aus Hamburg. Eine Vielzahl an Ausbildungsstätten, wie die renommierte Henri-Nannen-Schule, sorgen dafür, dass es so bald nicht an qualifiziertem journalistischen Nachwuchs mangeln dürfte.

Neben dem journalistischen Nachwuchs zählen für einen Medienstandort heute mehr denn je gute Ideen und innovative Konzepte, wie zum Beispiel das digitale Wissenschaftsmagazin „Substanz“. Hinter „Substanz“ stecken Denis Dilba und Georg Dahm – ein Duo, das für den neuen Gründergeist im deutschsprachigen Journalismus steht. Ihre journalistische Karriere starteten sie in einem Traditionsverlag und erlebten dabei die Einstellung mehrerer Printtitel. Als Reaktion gründeten sie ihren eigenen Verlag mit dem passenden Titel „Fail Better Media“. Eine gute Entscheidung: Mit dem digitalen Wissenschaftsmagazin „Substanz“ hatten sie 2014 die Idee für das damals größte deutsche journalistische Crowdfunding. Fast 600 Unterstützer gaben über 30.000 Euro für die Verlags- und Magazingründung. Neben „Substanz“ mischen sich immer mehr junge Medien-Startups mit wachsendem Selbstverständnis in den traditionellen Medienmarkt, der in Hamburg teilweise auf eine über 100 Jahre alte Geschichte zurückblicken kann.

(Download durch Klick aufs Bild / HafenCity Panorama /

Gerade solchen innovativen Medienprodukten soll der neue Next Media Accelerator auf die Sprünge helfen. Initiator eines der international wohl spannendsten Projekte zur Zukunft der Medien ist die Deutsche Presse Agentur (dpa). Mit namhaften Partnern aus der Medienindustrie fördert das Programm ab 2015 neue Geschäftsmodelle von Medien-Startups in den Bereichen Content, Advertising oder Services. Der Standort in Hamburg ist dabei das Herz des Konzepts. Jennifer Schwanenberg, stellt bei der dpa als Media Innovation Managerin die Weichen für den Accelerator. Dabei geht es weniger um Geld, sondern vor allem um die richtigen Kontakte. Schwanenberg ist überzeugt, dass die seit sechs Jahrzehnten bestehenden Geschäftsbeziehungen der dpa mit allen Verlagen in Deutschland das größte Plus für die teilnehmenden Startups sind. „Wir wissen, was Medienunternehmen gerade brauchen, sind nah an der Startup-Szene und können schnell Verknüpfungen herstellen. Dass viele potentielle Partner und die Zielgruppe in Hamburg sitzen, ist unser wichtigstes Asset.“

Der Next Media Accelerator fördert damit das Wachstum einer neuen bunten Medienszene. Die jungen Digitalen profitieren von der Nachbarschaft zu Traditionsverlagen wie dem 1875 gegründeten Bauer Verlag. Inzwischen ist Bauer Media Europas größter Zeitschriftenverlag. Neue, digitalgetriebene Konferenzen wie der „Vocer Innovation Day“ beim „Spiegel“ oder das Scoopcamp spiegeln die enge Vernetzung zwischen den klassischen Verlagen und den jungen Medienmachern wider. Das Scoopcamp, ist mit rund 250 Teilnehmern die Innovationskonferenz für Onlinemedien in Deutschland. Dort diskutieren Experten, Entscheider und Innovatoren der IT- und Medienbranche mit Vordenkern aus der ganzen Welt. Die Stadt unterstützt diese Vernetzung von Content & Technology gezielt mit ihrer 2014 neu ausgerichteten Initiative nextMedia.Hamburg. Denn „Hamburg hat das Potenzial, auch in Zukunft Meinungsführer der Content-Industrie zu sein: Wie in kaum einer anderen Stadt treffen hier Kompetenzen und Know How an der Schnittstelle von Inhalten und Technologie aufeinander“, stellt Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz fest.

Auf der Suche nach zukunftsfähigen Geschäftsmodellen in der Medienbranche liegt das größte Potential darin voneinander und von benachbarten Branchen der Digital- und Kreativwirtschaft zu lernen. Marketing-, PR- und Werbeagenturen haben schon früh digitale Kanäle entdeckt und erfolgreiche Produkte entwickelt. Mit rund 19.000 Jobs ist Hamburg einer der bedeutendsten deutschen Standorte für diese Branchen. In keiner anderen Medienstadt sind so viele Medienwirtschaftszweige so relevant und so profitabel vertreten. Als Stadt der Inhalte, als Content-City, ist Hamburg daher prädestiniert, die Chancen des digitalen Wandels und der Medienkonvergenz aufzuzeigen.